Grundig TK 19 L

TK 19 L von Grundig

Zweispur-Tonbandgerät mit Automatik: das Grundig TK 19 L

Das Grundig TK 19 L ist ein 2-Spur-Mono-Tonbandgerät mit einer abschaltbaren automatischen Aufnahmeaussteuerung. Es ist genau wie das TK 27 L ein Modell aus einer damals recht preisgünstigen und erfolgreichen Gerätefamilie des Herstellers Grundig. Im Gegensatz zum einfachsten Modell dieser Gerätefamilie, dem TK 14, besitzt es ein Bandzählwerk, eine Bandendabschaltung über einen Elektromagnet und die bereits erwähnte Aussteuerungsautomatik sowie die Möglichkeit einer Trickaufnahme. Bei dieser kann eine bestehende Aufnahme mit einer zusätzlichen versehen werden. Es wird dazu einfach eine weitere Aufnahme bei deaktiviertem Löschkopf durchgeführt. So kann beispielsweise eine Musikaufnahme mit einem Mikrofon nachvertont werden. Das TK 19 besitzt folgende Röhrenbestückung: EF86, EF83, ECC81, ECL86 und EM84.

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Das TK 19 L bei abgenommener Abdeckung. Die Mechanik ist bei allen Geräten dieser Familie gleich aufgebaut. Diese Laufwerke arbeiten nach meiner Erfahrung sehr zuverlässig und sind extrem langlebig, wenn man die Geräte nicht allzu sehr vergammeln lässt. Sogar die Antriebsriemen sind bei diesem Tonbandgerät noch recht gut im Schuss. Bisher ist mir jedenfalls noch kein anderer Typ von Tonbandgerät untergekommen, der ähnlich langlebig ist.

Die Köpfe weisen schon deutlich sichtbare Verschmutzungen und einen Abrieb auf. Auch die Bandführungen sowie die Andruckrolle müssen gründlich gereinigt werden. Das magische Band im Vordergrund (eine EM 84) besitzt noch eine recht gute Leuchtkraft. Links befindet sich der Klangregler mit integriertem Ein-Aus-Schalter. Rechts zu sehen ist der Lautstärkeregler, der bei manueller Aufnahmeaussteuerung als Pegelregler dient.

Die geöffnete TK 19 L von unten gesehen. Links befindet sich das Netzteil mit dem Spannungswähler, in der Mitte der Antriebsmotor, ein einfacher Asynchronmotor von AEG. Rechts zu sehen ist die mit einem Abschirmblech versehene Verstärkerplatine.

Die gedruckte Schaltung des Röhrenverstärkers. Recht gut zu sehen sind die Röhrensockel. Unten auf der Platine befindet sich der Aufnahme-Wiedergabe-Umschalter.

Hier ist der Ausgangsübertrager der Röhrenendstufe zu sehen. Diese arbeitet mit einer ECL 86, die während der Aufnahme als Oszillatorröhre die Hochfrequenz für den Löschkopf erzugt. Ein Mithören der Aufnahme ist deshalb nicht möglich.

Dies ist der rote Aufnahmetaster von unten gesehen. Die Schaltkontakte im Bild dienen zum Ein-und Ausschalten der Aussteuerungsautomatik bzw. des Löschoszillators. Der Hebel ganz oben im Bild muss in den Umschalter auf der Verstärkerplatine eingehängt werden, wenn diese am Chassis befestigt wird.

Die Bestückungsseite der Verstärkerplatine des TK 19 L von Grundig. Vier Röhren verrichten hier zuverlässig ihren Dienst. Die erste Stufe nach dem Tonkopf bildet eine EF 86, die zweite Stufe eine EF 83. Diese steuert die Triode der Verbundröhre ECL 86 an. Die Endstufe besteht aus dem Pentodenteil der ECL 86. Rechts im Bild zu sehen ist die Oszillatorspule zur Erzeugung der Löschfrequenz.

Die Sicherungshalter sind stark oxidiert und müssen unbedingt gründlich gereinigt werden.

Am Motor hat sich eine Lötverbindung gelöst. Der Motor selbst hat über seine Befestigung keinen direkten Massekontakt. Mithilfe des Kabels wird er über einen 1-Megaohm-Widerstand mit dem Gerätechassis verbunden. Ich habe das Kabel wieder angelötet.

Der Lautsprecher mit einer Leistung von 2 Watt und einer Impedanz von 5 Ohm hat einen recht guten Klang.

Die EM 84 leuchtet noch recht gut für ihr Alter. Sie zeigt die Aufnahmeaussteuerung an, leuchtet aber auch schon bei eingeschaltetem Gerät.

Nach der Beseitigung der gröbsten Mängel und einer Reinigung der Köpfe habe ich das TK 19 L erst einmal ausprobiert. Die Wiedergabe eines Bandes klappte auf Anhieb. Jetzt konnte ich das Laufwerk gründlich reinigen und die Lagerstellen mit neuen Schmiermitteln versehen.

Hier wurde die Platte mit den Köpfen und den Bandführungen abgenommen. Um diese nach hinten zu legen, muss allerdings zuerst der Anschluss für das magische Band und die Bandendabschaltung abgenommen werden.

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Die Capstanwelle ist sehr stark mit Bandabrieb verschmutzt. Hier helfen nur starke Lösungsmittel.

Das untere Lager für das Schwungrad. Es kann übrigens auch von der Geräteunterseite des TK 19 L aus geöffnet und gereinigt werden.

Der AEG-Antriebsmotor arbeitet sehr leise und äußerst zuverlässig im Hintergrund. Aber auch ihn gebührt eine gewisse Pflege in Form einer Reinigung und neuer Schmiermittel. Beim Zusammenbau sollte sichergestellt werden, dass sich die Motorwelle leicht drehen lässt.

Das Grundig TK 19 L quittiert die gründliche Reinigung und (hoffentlich nicht letzte) Ölung mit einem leisen Lauf und gutem Klang bei der Wiedergabe eines Bandes. Es macht immer wieder eine große Freude, ein solches Tonbandgerät wieder zu neuem Leben zu erwecken. Die noch mit grünem Schutzlack versehenen Schrauben der Bandführungen und Köpfe habe ich übrigens nicht verstellt.

Auch zusammengebaut macht das kleine Tonbandgerät wieder einen ganz passablen Eindruck. Das Gehäuse ist glücklicherweise nicht weiter beschädigt. Staub und Schmutz der vergangenen Jahre oder Jahrzehnte ließen sich recht gut entfernen. Das kleine Grundig-Emblem auf der Tonkopfabdeckung wurde noch nicht angeklebt, ist aber vorhanden und folgt noch...

Der Schriftzug unter dem magischen Band weist auf die automatische Aufnahmeaussteuerung hin, die mit der Doppeltriode ECC 81 umgesetzt wurde.

Der Aufnahmeknopf dient auch dazu, den "Aufnahmemodus" einzustellen. Das "A" steht für Automatik, der Standardeinstellung. Der mittlere schwarze Punkt steht für die manuelle Aufnahmeaussteuerung und das "T" für die bereits erwähnte Trickaufnahme, bei der ein Überspielen einer bereits vorhandenen Aufnahme ohne das Löschen dieser erfolgt.

Der Aufnahmepegel wird durch die EM84 angezeigt. Das Grundig TK 19 L während einer Probeaufnahme. Dank gereinigter Köpfe macht das Tonbandgerät wieder Aufnahmen mit einem sehr guten Klang. Diese brauchen sich vor Aufnahmen, welche  mit wesentlich teureren Tonbandgeräten gemacht wurden, nicht zu verstecken.

Die Grundig-Geräte aus dieser Baureihe sind sehr genügsam und bereiten ihren Besitzern bei richtiger Pflege und Behandlung viel Freude. Sie sind außerdem recht klein und handlich (wenn auch nicht gerade leicht). Auch der eingebaute Lautsprecher hat einen relativ guten Klang, wenn man das metallene Gehäuse berücksichtigt. Mit guter Pflege wird dieses TK 19 L sicherlich auch die nächsten 50 Jahre überstehen.

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Fotos und Texte: Gerd Weichhaus