Bölkow Conferette 212 (Neckermann)

Bölkow Conferette 212 von Neckermann
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Das Diktiergerät von Neckermann aus dem Jahr 1961

"Gedacht - gesagt - schon festgehalten von der Conferette." So lautete um 1961 herum der Werbeslogan, mit dem der Hersteller Bölkow für dieses Gerät warb. Verkauft wurde das Gerät (auch) bei Neckermann. Eigentlich ist die Conferette mehr ein Diktiergerät als ein Tonbandgerät für Musikaufnahmen. Trotzdem finde ich dieses Gerät in vielerlei Hinsicht interessant, weshalb ich es gerne hier vorstellen möchte.

So sieht die Conferette geschlossen aus. Mit der integrierten Unterbringungsmöglichkeit für das mitgelieferte Mikrofon sowie dem Batteriebetrieb kann es so einfach transportiert werden.

Die Unterseite. In der Mitte befindet sich ein eingebauter Lautsprecher, der auch ausgeschaltet werden kann. Doch dazu weiter unten mehr.

Hier wurde die Abdeckung für das Batteriefach und die Abdeckung zwischen den Bandspulen abgenommen. So wird bereits ein Teil der Technik der Conferette sichtbar. Man kann bereits erkennen, dass das Gerät keine Kapstanwelle und keine Andruckrolle besitzt. Der Bandtransport wird allein durch den Antrieb des rechten Wickeltellers erreicht. Dadurch ist natürlich der Bandantrieb nicht gerade gleichmäßig schnell. Je mehr Tonband auf die rechte Bandspule aufgewickelt wird, desto schneller wird das Tonband am Ton- und Löschkopf vorbei bewegt. Dies kommt daher, dass bei konstanter Drehzahl der Bandspule ein zunehmender Durchmesser und damit ein ebenfalls zunehmender Umfang der äußeren Bandwicklung für eine kontinuierliche Beschleunigung des Bandtransportes sorgt.

Eine interessante Konstruktion stellt das eingebaute Bandzählwerk der Bölkow Conferette dar. Ein drehbar gelagerter Hebel drückt über eine schwache Feder schwach auf den rechten Bandwickel. Über einen Zahnradmechanismus wird eine Scheibe mit einer Skala betätigt, die grobe Rückschlüsse über die momentane Bandpostion erlaubt. Zum Abnehmen der rechten Bandspule muss der Hebel mit Hilfe des Knopfes rechts oben im Bild von der Bandspule wegbewegt werden. Ebenfalls im Bild zu sehen ist die über einen Riemen mit dem Motor verbundene Schwungmasse, die für etwas bessere Gleichlaufeigenschaften des Laufwerks sorgen soll.

Die Laufwerkstasten führen übrigens keine mechanischen Funktionen aus. Alle Laufwerksfunktionen sind auch über das mitgelieferte Mikrofon mit eingebauter Kabelfernbedienung ausführbar. Unter den Tasten befinden sich die Bandführungen und die zwei Köpfe (roter Löschkopf und Aufnahme-Wiedergabekopf).

Das Mikrofon mit den Bedienelementen. Der große Knopf schaltet zwischen Stop, Aufnahme und Wiedergabe um. In der Mittelstellung ist das Gerät bei eingestecktem Mikrofonstecker ausgeschaltet. Die Wiedergabe wird gestartet, indem der Schiebeknopf in die Richtung der kleinen Taste geschoben wird. Durch Schieben des Knopfes Richtung Mikrofon wird die Aufnahme gestartet. Unter dem Knopf wird dann auch eine rote Markierung sichtbar. Bei eingestecktem Mikrofonstecker muss am Gerät selber die Aufnahmetaste gedrückt werden.

Hier noch einmal ein Blick auf die Tonköpfe und Bandführungen der Conferette.

Das Gerät mit herausgenommenem Chassis. Oben gut zu sehen sind der elektronisch geregelte Gleichstrommotor und das schon erwähnte Schwungrad. Unter sowie neben dem Motor befinden sich Elektromagneten für die Ausführung der Laufwerksfunktionen. Oben links im Bild zu sehen ist die kleine Platine für die Motorregelung.

Hier ist der Motor noch einmal in einer Nahaufnahme zu sehen. Er befindet sich in einem Metallgehäuse und ist dort weich gelagert.

Die Verstärkerplatine der Bölkow Conferette. Zum Herstellungszeitpunkt des Gerätes wurden in sehr vielen anderen elektronischen Geräten und Baugruppen noch freie Verdrahtungen vorgenommen. Gedruckte Schaltungen wie hier wurden um 1961 herum noch nicht so häufig eingesetzt, wie man dies heute kennt.

Der im Gehäuseunterteil eingebaute Lautsprecher. Auf diesem ist ein Datumsstempel vom 10. Mai 1961 zu erkennen. Das Gerät ist also bereits deutlich mehr als 50 Jahre alt.

Ein seitlicher Blick auf die Bestückungsseite der Verstärkerplatine. Gut zu sehen sind zwei der eingebauten Valvo-Transistoren. Hier handelt es sich um sehr alte Germanium-Transistoren mit OC-Typenbezeichnungen. Spätere Generationen von Transistoren verwendeten häufig AC-Typenbezeichnungen sowie mit BC beginnende Typenbezeichnungen bei den Kleinsignal-Transistoren.

Hier ist die Platine für die Motorregelung in einer seitlichen Ansicht zu sehen. Auf dieser befindet sich auch eine Betriebskontrolllampe, deren Leuchten von oben durch eine rote Abdeckung zu sehen ist.

Noch ein paar Worte zu den Anschlüssen, Bedienelementen und zum Gerät selbst: Der linke Anschluss ist für das mitgelieferte Mikrofon vorgesehen, wie man es auf dem Bild sicherlich auch gut erkennen kann. Die Buchse vorne rechts am Gerät kann zum Anschluss eines externen Lautsprechers oder Kopfhörers verwendet werden. Zumindest habe ich festgestellt, dass an den Pins der Buchse ein Ausgangssignal des Verstärkers anliegt. An der Buchse oben rechts im Bild kann eine externe Stromversorgung angeschlossen werden, um keine Monozellen verwenden zu müssen oder um diese zu schonen. Die Funktionen des Schiebeschalters oben links im Bild konnte ich nur teilweise nachvollziehen. In der Stellung "L" ist der eingebaute Lautsprecher der Conferette eingeschaltet. In Stellung "D" und "C" ist dieser deaktiviert. In diesem Fall kann die Wiedergabe über das Mikrofon erfolgen, das dann als Lautsprecher arbeitet. Auf der linken Seite direkt hinter der Batteriefachabdeckung befindet sich der der Lautstärkeregler.

Das Logo des Geräteherstellers
Das Logo des Geräteherstellers

Ich war sehr erstaunt über den für das Alter des Gerätes sehr guten Zustand. Alles macht einen gepflegten Eindruck mit nur wenigen vorhandenen Gebrauchsspuren. Nach weit mehr als 50 Jahren funktioniert das Gerät so gut wie einwandfrei. Aufnahme und Wiedergabe sind klar und deutlich. Ich finde das Gerät sehr schön und bin froh,es hier vorstellen zu können.

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Fotos und Texte: Gerd Weichhaus