Grundig TK 7

Grundig TK 7 3D

Jedes Mal, wenn es langsam auf Weihnachten zugeht, wünsche ich mir, das der Weihnachtsmann, der Nikolaus oder irgendjemand anderes einen riesengroßen Sack voller spannungsfester Kondensatoren mit den unterschiedlichsten Werten vor die Haustür stellt (aber keine alten und kaputten). Solche Geräte wie das Grundig TK 7 hier lassen wohl erahnen, wie es zu solch einen Wunsch kommt. Doch dazu mehr weiter unten. Dieses Tonbandgerät hier ist so etwas wie der größere Bruder des TK 5. Es sieht auf den ersten Blick fast so aus wie dieses, unterscheidet sich aber in ein paar Feinheiten vom guten alten TK 5. Da wären beispielsweise die zwei Bandgeschwindigkeiten, zwischen denen bei diesem Exemplar umgeschaltet werden kann. Die zusätzliche Bandgeschwindigkeit von 19 Zentimetern pro Sekunde lässt zwar den Bandverbrauch wesentlich ansteigen, dafür führt die höhere Bandgeschwindigkeit aber auch zu einem wesentlich besseren Klang, womit wir schon beim nächsten Thema wären: den drei eingebauten Lautsprechern. Im Gegensatz zum TK 5 besitzt das TK 7 drei Lautsprecher. Einer davon befindet sich an der Vorderseite des Gerätes, zwei sind seitlich eingebaut. Die drei Lautsprecher in Verbindung mit der höheren Bandgeschwindigkeit sorgen für einen satten Klang des Gerätes.

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Abgesehen von den wenigen Unterschieden wirkt das Grundig TK 7 fast wie ein TK 5 mit zwei Bandgeschwindigkeiten, was es ja letzten Endes auch darstellt. Besonders deutlich wird dies, wenn man lediglich die obere Abdeckung des Gerätes betrachtet, so wie es auf diesem Bild hier zu sehen ist. Die Bedienelemente gleichen denen des TK 5, wenn man vom Umschalter für die zwei Bandgeschwindigkeiten absieht. Umständlich gelöst finde ich bei dieser Geräteserie immer wieder die Bedienung des Gerätes beim abwechselnden Umspulen und der Aufnahme bzw. Wiedergabe. Zunächst muss der rechte Funktionsschalter auf das Umspulen bzw. die Aufnahme und Wiedergabe umgeschaltet werden. Das Umspulen selbst wird mit dem Hebel in der Tonkopfabdeckung gesteuert. Sucht man eine bestimmte Bandstelle, die nicht durch das Bandzählwerk bzw. einen entsprechenden Zählerstand markiert wurde, so gestaltet sich die Bedienung des Gerätes beim Suchen eben jener Bandstelle als etwas umständlich.

Auch das Innenleben des TK 7 ähnelt dem des TK 5 sehr stark. Wer die Innereien des TK 5 kennt, findet sich auch hier sehr schnell zurecht. Dieses Tonbandgerät hier ist noch in einem etwas besseren Zustand als das auf dieser Webseite ebenfalls vorgestellte TK 5. Allerdings müssen auch hier die Antriebsystemen ausgewechselt werden. Zwei der drei Riemen sind bereits gerissen. Ohne diese funktionieren weder das Bandzählwerk noch das Umspulen des Bandes.

Links in diesem Bild zu sehen ist der Umschalter die Bandgeschwindigkeit. Diese wird übrigens rein elektrisch umgeschaltet. Der eingebaute Motor läuft praktisch mit zwei Drehzahlen, abhängig von der jeweils eingestellten Bandgeschwindigkeit. Bei vielen anderen Modellen erfolgt die Umschaltung der Bandgeschwindigkeit mechanisch. Dort werden beispielsweise Riemen umgelegt auf Riemenscheiben mit anderen Durchmessern oder Zwischenräder bewegt, die dann auf Antriebswellen mit unterschiedlichen Durchmessern laufen.

In der Nähe der Bandführungen bietet sich das übliche Bild, das man bei älteren Tonbandgeräten aus dieser Zeit häufig vorfindet. Zahlreiche Bandpartikel in Form von braunen Rückständen sind an allen Bauteilen zu sehen, die mit dem Tonband in Berührung gekommen sind. Sowohl die Bandführungen selbst, die Tonköpfe als auch die Andruckrolle sind bereits mit einer dicken Schicht Bandabrieb bedeckt. Natürlich mussten diese Teile vor einer ersten Inbetriebnahme des Gerätes gründlich gereinigt werden.

Der magische Fächer mit der Bezeichnung EM85 leuchtete nach dem ersten Einschalten des Gerätes grün auf, wie man es erwartet. Die Leuchtkraft ist nicht mehr ganz so, wie man es bei einem neuen Exemplar erwarten kann. Allerdings kann man den Fächer auch bei Tageslicht noch recht gut erkennen.

Das ausgebaute Chassis des TK 7 zeigt das für diese Geräteserie übliche Bild mit dem wuchtigen Antriebsmotor der Firma Papst. Die Elektronik ist weitgehend durch dicke Abschirmbleche von der Außenwelt abgeschnitten, um unerwünschte Einflüsse zu verhindern.

Dieses Gerät besitzt eine kräftige Endstufe, um die drei eingebauten Lautsprecher mit genügend Leistung anzusteuern. Im Bild zu sehen ist die EL84, welche eben diese Aufgabe übernimmt. Tatsächlich hat das Gerät vor allem bei einer Bandgeschwindigkeit von 19 Zentimetern pro Sekunde einen kräftigen und satten Klang, der neben den drei eingebauten Lautsprechern sicherlich nicht zuletzt auf die EL84 zurückzuführen ist.

Der dicke Papst-Antriebsmotor des Grundig-Tonbandgerätes trägt das Datum vom sechsten April des Jahres 1956. Das Gerät ist also gut 60 Jahre alt. Natürlich lässt das Fertigungsdatum des Motors Rückschlüsse zu auf das ungefähre Herstellungsdatum des ganzen Tonbandgerätes. Nicht nur der Motor; auch die anderen Komponenten des Gerätes machen den Eindruck, als seien sie für die Ewigkeit gebaut worden. Das TK 7 ist ein gutes Beispiel dafür, was für robuste Geräte einmal in diesem Lande gebaut wurden. Es handelt sich übrigens um einen sogenannten Außenläufermotor. Der beschriftete Teil ist also drehbar, während die Motorwicklung im Inneren des Motors fest angebracht wurde. Dieser Motor hier benötigte neue Schmiermittel, da er während des Betriebes einige unangenehme Geräusche von sich gab.

Lauter braune WIMA-Schokobonbons, soweit das Auge reicht. Angesichts dieses Anblicks wollte ich eigentlich lieber darauf verzichten, das Gerät in Betrieb zu nehmen, ohne zuvor zumindest einige der Kondensatoren auszuwechseln. Die Betonung liegt dabei auf "eigentlich", da die Neugier letzten Endes doch stärker war. Ich wagte also einen Schritt, den ich niemanden zur Nachahmung empfehlen möchte: Ohne alte Bauteile auszuwechseln, startete ich das Gerät. Zunächst setzte sich der schwere Ausläufer des Motors in Bewegung. Nach dem Anlaufen des Motors leuchtete dann der magische Fächer EM85 grün auf. Einige Sekunden später kamen dann auch die ersten Töne aus den drei Lautsprechern, die allerdings mit Musik nichts gemeinsam hatten. Es war nur ein lautes Krachen und Knacken zu hören, weshalb ich das Gerät schnell wieder ausschaltete.

Die WIMA-Kondensatoren auf der Unterseite des Chassis unter der schweren Abschirmung sind keineswegs die einzigen Kondensatoren, die man bei diesen Geräten auswechseln sollte. Auch die Exemplare zwischen Laufwerk und Elektronik sollten am besten gewechselt werden. Im Bild oben ist eines dieser Exemplare zu sehen, das gut versteckt liegt. Ein weiteres Exemplar ist übrigens im hinteren Bereich des Tonbandgerätes zu finden. Der Ausbau und Austausch dieser Kondensatoren ist allerdings alles andere als einfach. Trotzdem habe ich mir die Mühe gemacht und die beiden defekten Exemplare gegen neue Bauteile ausgewechselt.

In diesem Bild sind die drei Lautsprecher im Gerätegehäuse zu sehen, die einen sehr guten Klang haben. Der Hauptlautsprecher an der Front des Tonbandgerätes ist etwas größer als der Lautsprecher, welcher im TK 5 eingebaut wurde. Die beiden kleineren Lautsprecher sind über einen bipolaren Kondensator angeschlossen (die beiden kleinen Lautsprecher sind dabei in Reihe geschaltet). Den Kondensator werde ich jedenfalls noch auswechseln.

Hier ist das Gerät während des Umspulens zu sehen, bei dem der Motor eine wesentlich höhere Stromaufnahme hat als während des normalen Betriebs. Die Kontrollleuchte rechts über dem Funktionsschalter soll dem Benutzer daran erinnern, den Umspulbetrieb nicht länger als notwendig zu nutzen. In der Bedienungsanleitung zum TK 5, bei dem diese Technik ebenfalls verwendet wird, heißt es dazu (Zitat): "Diese Stellung soll daher niemals als Ruhestellung benutzt werden, sondern nur während des tatsächlichen Umspulvorganges. Ein rotes Warnlämpchen zeigt Ihnen sehr augenfällig den Betriebszustand "Schnellauf" an." (Zitatende)

Nach dem Austausch der WIMA-Schokobonbons funktioniert auch der Verstärkerteil des Gerätes wieder einwandfrei. Vor allem die Aufnahmen, die mit 19 Zentimetern pro Sekunde gemacht wurden, klingen erstaunlich gut. Dank der drei eingebauten Lautsprecher und des Holzkoffers hat das Gerät einen vollen Klang. Sowohl die besser als auch die Höhen werden sauber wiedergegeben. Bedenkt man, in welcher Zeit das Gerät hergestellt wurde, nämlich vor inzwischen mehr als 60 Jahren, ist die Klangqualität erstaunlich gut. Laut technischen Angaben deckt dieses Gerät übrigens den gesamten hörbaren Bereich ab. Möglicherweise handelt es sich hier um eines der ersten Geräte, welches Aufzeichnungen über den gesamten hörbaren Frequenzbereich machen konnte, zumindest unter den Geräten für den Heimbereich.

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