Tonbänder reinigen vor dem Überspielen

Altes Tonbandmaterial reinigen - macht das Sinn und wie funktioniert das?

Tonbandgeräte und deren Tonköpfe sowie Bandführungen benötigen eine regelmäßige Reinigung, damit der Bandabrieb nicht die Tonqualität beeinflusst oder das Tonbandgerät zu stark an den Bandführungen verschmutzt. Soviel ist ja den meisten Tonbandnutzern bekannt. Aber ist es eigentlich auch möglich und sinnvoll, das Bandmaterial selbst zu reinigen? Schließlich ist es genau dieses Bandmaterial, das für den Abrieb sorgt. Vielleicht ist es auf diese Weise sogar möglich, die Bandführungen zu schonen und generell eine bessere Bandwiedergabe zu ermöglichen. Das gilt vor allem dann, sollen alte Tonbandaufnahmen von unbekannten Bändern auf ein digitales Medium überspielt werden. Häufig geht es auch nur darum, die Bandaufnahmen einmalig abzuspielen, um diese zu sichern, also zu digitalisieren und zu archivieren.

Wodurch die alten Bänder verschmutzen:

 

Es gibt mehrere Möglichkeiten, durch die das Band verschmutzen kann wie zum Beispiel äußere Einflüsse (Staub, besonders in Verbindung mit Feuchtigkeit oder die Verschmutzung der Bänder durch sonstige Stoffe von außerhalb). Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass der eigene Bandabrieb für die Verschmutzungen sorgt. Dieser kommt zustande durch den Alterungsprozess der Tonbänder, der sich leider nicht vermeiden lässt. Je nach Hersteller, Ausführung und Art des Bandes entsteht dieser immer mehr oder weniger. Es gibt Bänder, die bereits nach einigen Jahren oder Jahrzehnten einen sehr starken Abrieb aufweisen, andere dagegen sind auch nach 40 oder 50 Jahren noch in einem sehr guten Zustand und können ohne Weiteres genutzt werden. Eine wichtige Rolle spielt natürlich auch die Lagerung der Bänder. Aber wie lassen sich diese Verschmutzungen beseitigen? Gibt es spezielle Reinigungsmittel oder Methoden oder geht das ganz einfach?

 

Die einfache Reinigung mit haushaltsüblichen Mitteln

 

Am besten ist es natürlich, wenn das Band mit möglichst wenigen Fremdstoffen oder mit Staub und Schmutz in Berührung kommt. Das gilt auch für die Reinigungsmittel, die, wenn überhaupt, hier nur sehr sparsam angewendet werden sollten. Ich habe bisher auf eine feuchte Reinigung der Binder mit zusätzlichen Reinigungsmittel verzichtet und mich darauf beschränkt, lediglich ein Papiertuch oder ein weiches Stofftuch für die Reinigung der Tonbänder zu verwenden, durch das das Band während der Reinigung hindurch läuft und somit der Abrieb und Schmutz so gut wie möglich entfernt wird. Diese Art der Reinigung hat sich bei mir zumindest schon oft bewährt, wenn ich alte Tonbandaufnahmen überspielen wollte, ohne mir dabei das Tonbandgerät zu ruinieren. Allerdings habe ich mich bisher auch darauf beschränkt, eine solche Reinigung nur zum einmaligen Abspielen der Bänder anzuwenden und nicht, um die Tonbänder wieder dauerhaft zu nutzen. Allerdings soll dies natürlich nicht heißen, dass sich nicht das eine oder andere Band auf diese Weise auch wieder nutzen lässt, zumindest für einige Zeit.

Philips Tonbandgerät N 4302
Nicht nur das Tonbandgerät altert. Auch das Bandmaterial ist davon betroffen.

Es sind also keineswegs nur die Tonbandgeräte, an denen der Zahn der Zeit nagt. Auch das Bandmaterial unterliegt natürlich einen gewissen Alterungsprozess. Es kann durchaus vorkommen, dass über mehrere Jahrzehnte gelagertes Bandmaterial gar nicht mehr zu gebrauchen ist und nur noch entsorgt werden kann. Aber es muss ja nicht unbedingt dieser Super-GAU eintreten. In vielen Fällen kann auch Bandmaterial, welches über drei, vier oder sogar fünf Jahrzehnte hinweg aufgehoben wurde, durchaus noch abgespielt und genutzt werden, natürlich nur dann, wenn es auch halbwegs ordentlich gelagert wurde. Leider ist dies nicht immer der Fall. Ich selbst habe schon einige Male Tonbandmaterial in die Finger bekommen, das ganz offensichtlich alles andere als optimal gelagert worden war. Was macht man nun aber, wenn die alten Tonbänder Aufnahmen enthalten, welche auf einen anderen Tonträger überspielt werden sollen, ohne das wertvolle Tonbandgerät stark zu verschmutzen oder sogar zu beschädigen? In vielen Fällen kann das alte Tonbandmaterial zumindest so gereinigt werden, dass es noch ein paar Mal abgespielt werden kann, zum Beispiel, um die wertvollen Aufnahmen darauf zu sichern. Diese Reinigung dient dazu, übermäßigen Bandabrieb zu vermeiden, der die Tonköpfe und Bandführungen verschmutzt.

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Woran erkennt man eigentlich Tonbandmaterial, das eine Reinigung benötigt?

Diese Frage lässt sich recht einfach beantworten. Meistens sieht man es den alten Tonbändern schon deutlich an, dass sie eine Reinigung benötigen (siehe auch Beispielbilder). Ein weiteres Indiz ist es, wenn der Klang während der Wiedergabe sehr schnell deutlich dumpfer wird. Dazu führen Bandablagerungen auf den Tonköpfen des Tonbandgerätes, welche durch sogenannten Bandabtrieb verursacht werden. Wenn Sie also die Tonköpfe bereits nach wenigen Minuten der Wiedergabe erst einmal wieder reinigen müssen, bevor eine Fortsetzung des Abspielens erfolgen kann, haben die Tonbänder eine Reinigung nötig.

Ein paar Anmerkungen noch: Es kann nicht ganz ausgeschlossen werden, dass ein altes Tonband im schlimmsten Fall zum Einschleifen der Tonköpfe führt, besonders dann, wenn es sich um minderwertiges und extrem schlecht gelagertes Bandmaterial handelt. Alle Reinigungsversuche und das Nutzen der alten Tonbänder erfolgen natürlich auf Ihre eigene Gefahr. Ich beschreibe an dieser Stelle eine Möglichkeit, die ich schon selbst genutzt habe. Möglicherweise gibt es noch andere Möglichkeiten, alte Tonbänder für eine erneute Nutzung wirksam zu reinigen. im Internet kursieren tatsächlich einige Anleitungen bzw. Tipps und Tricks, wie eine solche Reinigung durchgeführt werden kann, zum Teil auch mit zusätzlichen Hilfsmitteln wie Reinigungsalkohol oder ähnlichen Dingen. Ich selbst habe diese Methoden nicht ausprobiert. Aus diesem Grunde beschreibe ich hier nur die Reinigung so, wie ich sie selbst schon durchgeführt habe.

Dieses Tonband hat sicherlich eine Reinigung nötig.
Dieses Tonband hat sicherlich eine Reinigung nötig.

Was wird für das Reinigen der Tonbänder benötigt?

Nicht viel. Im Prinzip brauchen Sie nur ein funktionierendes Tonbandgerät, ein weiches Reinigungstuch, natürlich das Bandmaterial selbst und etwas Geduld. Vorteilhaft ist es, wenn Sie ein Tonbandgerät mit einem starken Antrieb besitzen. Manche Tonbandgeräte bieten sogar die Möglichkeit, die Spulgeschwindigkeit zu regulieren. Das Philips N4506 bietet als eines der wenigen Tonbandgeräte diese Möglichkeit. Letzteres ist aber mehr oder weniger nur Luxus und nicht unbedingt notwendig für eine erfolgreiche Reinigung der Tonbänder.

Auch die Köpfe können durch stark verschmutzte Tonbänder Schäden davontragen.
Auch die Köpfe können durch stark verschmutzte Tonbänder Schäden davontragen.

Das Bandmaterial reinigen

 

Im Prinzip wird die Reinigung durchgeführt, indem das verschmutzte Band in das Gerät eingelegt wird, ohne dass es beim Umspulen an den Tonköpfen vorbeiläuft. Dabei wird ein Reinigungstuch an das Band gehalten, welches die Schmutzpartikel (dem Bandabrieb) aufnehmen soll, während das Band vom Tonbandgerät bewegt wird. Es ist also im Prinzip eine ganz simple Sache. Allerdings kann es passieren, dass das Band hierbei reißt, wenn man nicht aufpasst. Außerdem erfordert die ganze Sache auch etwas Übung. Sinnvoll ist es, wenn man für die ersten Reinigungsversuche nicht unbedingt die teuerste und beste Bandmaschine und unersetzbares Bandmaterial verwendet. Wichtig ist es, dass während dieser Reinigung nach Möglichkeit beide Seiten des Bandes gereinigt werden. Das Tuch wird dazu an einer gut zugänglichen Stelle zwischen den Bandspulen an das Band gehalten, während dieses vor- oder zurückspult wird. Natürlich verschmutzt das Tuch während der Reinigung unter Umständen sehr schnell. Deshalb sollten Sie immer wieder eine saubere Stelle des Reinigungstuchs verwenden. Am besten stoppen Sie dazu das Umspulen, bis es mit der Reinigung weitergehen kann. Handelt es sich um sehr stark verschmutzte Tonbänder, können Sie den ganzen Vorgang auch mehrfach wiederholen, bis der Bandabrieb deutlich nachlässt.

 

Noch etwas zum Schluss: Durch diese Reinigung kann das Bandmaterial in den meisten Fällen zumindest noch einige Male abgespielt werden, um die darauf enthaltenen Aufnahmen auf ein anderes Medium zu überspielen. Meistens eignen sich die auf diese Weise gereinigten Tonbänder aber nicht mehr dazu, um sie wieder dauerhaft zu nutzen.

Weitere Methoden der Bandrestaurierung

 

Es kursieren im Internet tatsächlich noch viele weitere Methoden, um bereits angegriffenes Bandmaterial zu restaurieren bzw. um dieses wieder brauchbar zu machen. Ich habe schon von Methoden gelesen, das Bandmaterial zu erhitzen, um zum Beispiel die Feuchtigkeit verdunsten zu lassen und um die Bänder wieder zu trocknen, nachdem sie in feuchten Räumen gelagert wurden. Allerdings habe ich bisher von solchen Methoden Abstand gehalten. Ich kann mir kaum vorstellen, dass zum Beispiel ein Tonband im Backofen oder mithilfe eines Föns bearbeitet werden kann, ohne dabei Schaden zu nehmen. Ebenso kritisch sehe ich die Anwendung von Reinigungsmitteln auf den Bändern, da man nie weiß, wie die Reinigungsmittel mit den Bandmaterialien reagieren können und wie auf diese Weise gegebenenfalls das Bandmaterial endgültig unbrauchbar gemacht wird. Wer solche Methoden ausprobieren möchte, kann das natürlich gerne machen. Allerdings habe ich mich bisher auf die einfachen und bewährten Methoden konzentriert. Etwas anders sieht dies übrigens bei den Bandspulen aus. Hierbei habe ich schon gute Erfahrungen damit gemacht, diese im abgespulten Zustand in etwas milder Seifenlauge zu reinigen, da sich natürlich auch hier die Spuren zur Zeit bemerkbar machen und die Spulen und ebenfalls gereinigt werden sollten. Die meist braunen Ablagerungen lassen sich von den häufig durchsichtigen Spulen meist sehr gut entfernen, wodurch auch die Optik der Bandmaschine aufgewertet wird. Natürlich ist darauf zu achten, dass die Spulen nach der Reinigung gründlich getrocknet werden, bevor schließlich wieder das Band aufgespult wird.

Bilder und Texte: Gerd Weichhaus